Fr
23
Aug
2019
Wir verlassen Nazca und wenden uns auf der Panamericana sur, Richtung Meer. Vorbei an Wüste und immer wieder landwirtschaftlichen Flächen erreichen wir Ica, wo wir eines der zahlreichen Weingüter besuchen möchten. Leider ist die Zufahrt wegen Bauarbeiten gesperrt.
Also weiter bis wir in Pisco eintreffen, wo der Peruanische Branntwein seinen Namen her hat und auch überall angeboten wird.
Wir finden einen herrlichen Uebernachtungsplatz direkt am Meer, wo uns die Polizei bereits erwartet. " Es ist zwar nicht verboten hier zu stehen, aber wir raten euch dringend davon ab, denn hier gibt es Banditen, die euch wahrscheinlich ausrauben werden."
Dann nichts wie weg und Uebernachtung auf einem nahegelegenen überwachten LKW- Parkplatz.
Nicht sehr schön, aber auch nicht schlecht, denn wir kommen mit verschiedenen Chauffeuren ins Gespräch und erhalten gute Tipps für unsere Weiterreise in Peru.
Am Morgen fahren wir durch Afrika. Die Region um Chincha, in die viele afrikanische Sklaven zur Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen verschleppt wurden, wird heute noch vorwiegend von Schwarzen bewohnt. Sie pflegen ihre Kultur, ihre kreolische Kochkunst und die Musik, die Tänze und sie feiern in El Carmen jeden Sonntag ein Fest.
Wir besuchen die Hazienda San Jose.
Ein Museum, indem uns das Leben der Grossgrundbesitzer und der Sklaven während eines einstündigen Rundganges durch die Räumlichkeiten, auf eindrückliche Weise nähergebracht wird und unter die Haut geht.
Nochmals geht die Fahrt durch Chincha mit den vielen Läden in denen Pisco und Wein an der Strasse angeboten wird.
Entlang der Küste erreichen wir Cerro Azul, das im Sommer von Touristen überschwemmt wird, so erklärt es uns Fredy der Peru-Schweizer, der nach 30 Jahren aus Winterthur wieder nach Peru zurückgekehrt ist um seinen wohlverdienten Ruhestand zu geniessen.
An der Küste gibt es wieder Hochnebel und es ist merklich kühler.
Sa
24
Aug
2019
Ein Fischerdorf ist es immer noch. Die Boote werden mit vereinter Muskelkraft auf den Strand gezogen und die Fänge können sich sehen lassen.
Unzählige Fischbeizen reihen sich aneinander und buhlen um Gäste. Früchte finden wir dagegen trotz intensiver Suche im ganzen Städtchen nicht, dann halt fangrischen Fisch und Meeresfrüchte statt Bananen und Mandarinen, auch sehr lecker.
Verschiedene Schulklassen besuchen Cerro Azul und den Steg der auf's Meer rausführt. Danach werden die Souvenirbuden und Fressstände von ihnen belagert.
Die Delfine, die es hier anscheinend geben soll sehen wir nicht, dafür tummeln sich Surfer im eisig kalten Wasser.
Am Sonntag findet das alljährliche Fest der Japaner statt, die im 19.Jhrd. über den Pazifik hierher emigriert sind um sich niederzulassen. Der Strand wird bereits um 5.30 Uhr, es ist noch dämmrig, geputzt und das Denkmal wurde mit einem Zelt gedeckt.
Mo
26
Aug
2019
Wollen wir uns Lima ansehen? Wollen wir nicht, also auf der Express Strasse durch. Es ist Sonntag Nachmittag und die Stadt einigermassen schnell durchquert.
Aber es ist halt immer noch neblig an der Küste an die schönen Buchten kann man sich eh nicht unbesorgt stellen, denn in allen Reiseführeren und Foren wird vor Ueberfällen gewarnt, sogar auf eingezäunten Campingplätzen wurden die Touristen mit Waffen bedroht und ausgeraubt, auch in den Archäologischen Städten sei man vor Räubern nicht gefeit.
Also übernachten wir mal wieder auf einer Tankstelle und schauen uns auch keine Ruinen mehr an.
Ich denke bereits, dass ich mal wieder überängstlich reagiere, als uns die Nachricht von Peter mit seinem Hund Chuy (die wir in Salta kennengelernt haben) erreicht, es seien an einem Strand in Brasilien ( Der Campingplatz sei leider geschlossen gewesen) während letzter Nacht, zwei Männer, einer davon über die geschlossene, jetzt kaputte Dachluke in sein Womo eingedrungen, hätten ihn mit Messern verletzt und ihn komplett ausgeraubt. Jetzt überlegt er sich, ob er die Heimreise antreten soll. Was für ein Horror.
Wir haben definitiv genug vom Nebel und Horrorgeschichten und fahren wieder in die Berge. Bereits eine Viertelstunde später scheint die Sonne, während wir uns langsam auf 4200 m hochwinden.
Dann sehen wir sie, die Cordillera Blanca, die 6000er, die höchsten Berge Perus, deren Gletscher in der Sonne glänzen. Hierher zieht es Bergsteiger und Adrenalinjunkies aus aller Welt.
In Huaraz, "nur" noch auf 3000 m stellen wir uns auf einen Hotelcamping und durchstreifen die nicht gerade prächtige Stadt. Einzig die weissen Berge, die fast in die Stadt reinreichen, sind echt beeindruckend.
Di
27
Aug
2019
Wir bekommen noch wertvolle Tipps vom Schweizer Patrick, der mit seiner Familie von Norden herkommt und verlassen danach unsererseits Huaraz Richtung Norden.
In Caraz soll es einen tollen Campingplatz, der beste in Peru geben.
Die 60 km wären schnell zurückgelegt, wären da nicht die 200 Schwellen, die als einzige die Verkehrsteilnehmer davon abhalten durch die Dörfer zu rasen, die Geschwindigkeitstafeln tun es jedenfalls nicht. Und die 8 Baustellen, die es zu umfahren gilt. Alte von den Unwettern fortgeschwemmte Brüclen werden ersetzt, aber auch ganz neue errichtet.
In Caraz auf 2200 m.ü.M.stellen wir uns auf den wirklich tollen Campingplatz Guadeloup, umgeben von bewirtschafteten und bewohnten Bergen und können mal wieder über Rasen laufen, anstatt durch Sand und über Steine. Einfach schön und echt heimelig.
Do
29
Aug
2019
Wir überlegen uns lange ob wir die Entenschlucht wirklich fahren wollen. Müssten wir nicht 60 km mit den vielen Schwellen und Baustellen zurückfahren, hätten wir nach den Videos, die wir uns angeschaut haben, wohl tatsächlich den Rückzug angetreten.
Die Entenschlucht gehört mit anderen Strassen, gemäss google zu den gefährlichsten Strecken der Welt, haben wir aber erst nachträglich gelesen. Adrenalin pur ist angesagt.
Schnell wird die mit unzähligen Tunnels gespickte Strasse einspurig und hupen ist Pflicht, vor und in den zum Teil langen, stockdunklen, schmalen Tunnels. Das kleinere Fahrzeug muss rückwärts aus dem Tunnel mit den scharfkantigen Felsen fahren, wenn ein grösseres entgegenkommt. Wir haben Glück sind wir doch im Tunnel drin immer der Grössere. Die zahlreichen Busse, die uns entgegenkommen erwischen wir immer bei einer Bucht.
Oftmals ist die zum Teil kaputte Strasse so schmal, dass uns nur wenige Zentimeter vom Abgrund trennen.
Alois: " Die spinnen ja, wieso machen die nicht abwechselnd Einbahnverkehr?" Wer die Peruaner als Fahrzeuglenker kennt, weiss dass diese mit Gotteshilfe und gesegneten Fahrzeugen so nach dem Prinzip fahren: "Augen zu und durch". Was die Sache auch nicht gerade entspannter macht.
Zum Teil ist die Schlucht so eng, dass sich die Wände fast berühren. Kommst du da von der Strasse ab, werden sie dich nie mehr finden, geschweige denn bergen können. Ich:" Dann bist du weg und aus den Augen."
Die Aus-, und Einblicke die eigentlich nur ich geniessen kann sind grandios. Alois kann seinen Blick auf den 100 km praktisch nie in die Weite schweifen lassen.
Bei Google unter "Canon del Pato", gibt es verschiedene Videos die man sich reinziehen kann, Nervenkitzel garantiert.
Wir haben es glücklich und unbeschadet geschafft. Wir sind im grünen Tal mit den Maisfeldern, Reisfeldern, Früchten und freundlichen Bewohnern, die uns zuwinken und den Daumen nach oben halten, angekommen. Alois: " So einen Kick, brauche ich nicht mehr."
Nach ein paar Kilometern geht es auf die Panamericana Norte und entlang der Küste durch den Riesensandhaufen bis nach Chao, wo wir uns zum Plaza de Arma stellen.
Wir lassen uns von den freundlichen Bewohnern bestätigen, dass es hier in diesem zwar quirligen Ort, in der Nacht ruhig uns sicher sei.
So können wir gut und ruhig schlafen, nach diesem aufregenden Tag.
Sa
31
Aug
2019
Am Morgen hat es natürlich wieder Nebel, also schnell nach Trujillo, wo sich die Mond-, und Sonnenpyramiden befinden.
Es sind die grössten präkolumbianischen Heiligtümer Südamerikas.
Wo die Touristen Sandboarding auf den vermeintlichen Dünen gemacht haben, wurde 1991 unter dem Sand ein Teil der riesigen, aus Adobe Ziegeln gebauten Luna Pyramide freigelegt. Vor fünf Jahren wurde der Geldsegen komplett gestoppt und damit auch die Arbeit der Archäologen.
Die grössere, der Sonnentempel ist noch fast unberührt, jedoch unter dem Sand auch nach wie vor gut geschützt, nagen doch der seltene Regen zu El Nino Zeiten und der Wind an den freigelegten und ungeschützten Adobeziegeln.
Leider haben Grabräuber fast alle Kostbarkeiten geplündert.
Der Huaca del Sol war das politische Zentrum, der Huaca de la Luna das religiöse Zentrum.
Die Kultur der Moche war recht blutrünstig, Menschenopfer nicht selten. Im letzten Jahr wurden in der Region Tausende von Kinderskeletten gefunden und es werden immer noch mehr, gruselig.
In der zwischen den Pyramiden liegenden Stadt, lebten vermutlich um die 20'000 Menschen.
Die Mochitas ( 200 - 800 n.Ch) bauten in diesem unwirtlichen Küstengebiet gigantische Bewässerungsanlagen, die zum Teil noch heute in Betrieb sind.
Eine Besichtigung der riesigen Anlage ist nur mit Guides möglich, die alles erklären, würde man denn alles verstehen, wäre es noch aufschlussreicher, aber wozu haben wir einen Reiseführer und gibt es Wikipedia?
Bei der Durchfahrt von Trujillo erleben wir dann hautnah einen schon mal von anderen Reisenden beschriebenen Trickversuch um uns die Wertsachen aus dem Auto und das Geld aus der Tasche zu ziehen.
An einer Kreuzung zeigt ein Mann mit wild wedelnden Armen auf unseren linken vorderen Pneu. Wir reagieren mit Achselzucken, da nähert sich ein Mann von der anderen Strassenseite und fuchtelt ebenfalls mit den Händen. Wir bleiben stur sitzen, setzen um die nächste Ecke, wo Alois aussteigt um sich den vermeintlichen Platten anzusehen. Prompt kommt ein Mechaniker auf uns zu, der bereits vor seiner Werkstatt stand, diesmal jedoch auf das rechte Rad zeigt und beim Auto angekommen ein Gummiding "zwischen dem Rad rauszieht". Er redet auf Alois ein, während ich im Auto sitzend die Türen verriegle. Alois erklärt ihm " Fiat, gehen wir sowieso hin." Er meint, er könne das reparieren, er sei Fiat. Alois:" No gracias, Fiat und tschüss."
Wir verlassen Trujillo auf dem kürzesten Weg und erreichen, Chan Chan passierend, das wir uns schenken, das einstige Fischerdörfchen Huanchaco, das sich jetzt vor allem in ein Surferparadies mit Hippiecharme entwickelt hat.
Die Attraktion Huanchacos sind jedoch die Schilfrohrpferdchen, deren Darstellungen auf Mochica-, und Chimukeramiken davon zeugen, dass diese Methode des Fischfangs bereits damals angewandt wurde. Heute dienen sie vorallem als Touristenattraktion und wo die Fische aufbewahrt wurden sitzt jetzt jeweils ein Passagier.
Wir verbringen eine ruhige Nacht an der Strandpromenade.
Noch nicht genug von den Mochicas. Aber zuerst müssen wir riesige Zuckerrohrfelder umgondeln, bevor wir El Brujo erreichen.
Die Strasse ist von Schlaglöchern übersät. Wohl von den zahlreichen LKW's die die Rohre in die zwei Fabriken fahren.
Der 2 qkm grosse Ruinenkomplex von Brujo liegt 60 km nördlich von Trujillo direkt an der Küste.
Vor der Huaco Cao Viejo befinden sich die Ueberreste einer der ältesten spanischen Kirchen der Region.
Auch hier kann das Gelände nur mittels Führung besucht werden und eine Stunde später erschliesst sich uns auch, warum hier überall bewaffnete Securitas rumstehen.
Aber für mich das Wichtigste ist der Fund der guterhaltenen Mumie von der Senora de Cao im Jahr 2005. Sie war eine der wenigen historischen Herrscherinnen. Diese kann mit all ihrem wertvollen Schmuck und den goldenen Grabbeigaben im kleinen angrenzenden Museum besichtigt, aber nicht fotografiert werden. Aus Pietätsgründen, wie uns erklärt wird.
Genug Kultur. Ab nach Puerto Chicama an den schönen gepflegten Strand, der hauptsächlich von Surfern besucht wird und nun in der Nebensaison einen recht ruhigen und angenehmen Eindruck macht.