In Posadas angekommen, ertragen wir die vielen Autos, Häuser und Menschen nur schwer, deshalb wenden wir uns gegen Osten entlang des Rio Parana bis nach San Ignacio. Dort möchten wir uns die Ruinen des ehemaligen Klosters der Jesuiten ansehen.
Die spannende Geschichte der friedlichen Eroberung durch die Jesuiten interessiert uns doch sehr. Hatten sich die spanischen Eroberer als militante Glaubensritter auf amerikanischen Boden und dort in die direkte Konfrontation mit den Eingeborenen begeben, so erobertern die Jesuiten die Seelen der Indigenas, indem sie sich mit der Geduld ihrer humanistischen Vordenker in die Vorstellungswelt der " Wilden" einzufühlen versuchten. Auch Tupa der Gott der Guaranies, war einmal über die Erde gepilgert; beiden Glaubenslagern war der Gedanke an ein Leben nach dem Tode eigen; und was die Leiden auf Erden angeht, so lehrt auch das Evangelium, dass die Erlösung nicht nur von Gott allein, sondern auch vom eigenen Handeln zu erwarten ist.
Man rodete den Wald, baute Ortschaften, bestellte Felder, vorallem Mate und züchtete Vieh. Nur je zwei Patres dirigierten eine solche, manchmal von 50 Kaziken befehligte und aus mehreren Tausend Guaranies bestehende Gemeinde. Den Gemeinderat bildeten die Indigenas. Sie wählten ihren Alkalden. Es gab Mütterberatung, ein Witwenhaus, geregelte Arbeitszeiten und einen Quotenplan zur Umverteilung der Einkünfte. Ein Staat im Staate also, im Ganzen 75'000 km2 gross. War er ein kommunistisches Arkadien? Sogar der Lästerer Voltaire nannte die Jesuitenstationen einen Triumph der Menschlichkeit.
Man kann sich vorstellen, wie die Nutzniesser der kolonialen Ausbeutung jubelten, als die spanische Krone denjenigen Gehör schenkte, die dem Orden unterstellten, er strebe die Weltherrschaft an. 1767 wurden die Jesuiten, 6000 an der Zahl, vertrieben. Die Stationen verfielen, die Indigenas verloren sich in der Aussenwelt. Mehr darüber
In Puerto Rico stellen wir uns an den Fluss. Wir haben schon oft von Einheimischen gehört, dass entlang des Rio Parana viele Deutsche und Schweizer Einwanderer leben sollen. Alois:" Wir haben auf jeden Fall noch keine gesehen." Kaum gesagt, kommen drei gestandene Herren daher: " Unsere Grossväter sind während des 2.Weltkrieges nach Südamerika geflüchtet und wir sind hier geboren." Sie sprechen sehr gut Deutsch und erzählen uns aus ihrem Leben. Einer von ihnen hat einen Onkel; Ernst Nobs; der als erster Sozialdemokrat in den Bundesrat gewählt wurde. Vor ein paar Jahren wurde sogar der Stauffacherplatz in Zürich unbenannt in Ernst Nobs Platz.
Es gibt noch anderes Interessantes auf der Strecke.
So besuchen wir anderntags in Colonia Caraguatay das Anwesen, auf dem Che Guevara, der Held meiner Jugendzeit, seine ersten Lebensjahre verbracht hat. Um dahin zu gelangen, nimmt Alois sogar wieder ein paar Kilometer Sandpiste unter die Räder." Dein Wunsch ist mir Befehl."
Der freundliche Guardian geleitet uns über das Gelände und durchs Museum, in dem es viele Fotos und Dokemte aus dem Leben des Guerrillero gibt , unter anderem seine Tagebücher in denen er in sehr kleiner Schrift, seine Erlebnisse niedergeschrieben hat.
Bereits bevor wir auf die Piste abgebogen sind, ist vor uns ein Stau und der besteht bei unserer Rückkehr auf die RN 12 immer noch. Es geht sehr langsam, oder gar nicht vorwärts. Da wir keine Lust haben im heissen Auto bei 35 Grad zu verschmoren, stellen wir uns auf die Seite und genehmigen uns im Schatten, an einem Grillstand eine Hühnerkeule. " Da vorn gibt es eine Blockade," wird uns erklärt, " sowas gibt es in der Schweiz sicher nicht." Nach zwei Stunden, sind wir schliesslich 2 Kilometer weiter und der Spuk ist vorbei. Am Ende stehen nur noch Dutzende von Polizisten und deren Fahrzeuge, von den Protestanten sehen wir nichts.
Weiter geht es bergauf und bergab, bis nach Puerto Iguazu, wo uns bereits Andrea und Jürgen, die wir in Salta kennengelernt haben auf dem Stellplatz erwarten.
Hier erreicht uns die frohe Botschaft, dass Jill, unser 11.Enkelkind gestern das Licht der Welt erblickt hat. Ganz herzliche Gratulation Debora und Yves, wir freuen uns auf die ersten Bilder und stossen schon mal auf die neue Erdenbürgerin an.
Im Pool kühle ich mich erstmal, bei noch Sonnenschein, ab, bevor wir gemeinsam grillen und den Abend, bei zunehmender Feuchigkeit ( 100%), alles tropft und nichts trocknet, mit interessanten Gesprächen und Reiseerlebnissen verbringen.
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