Ein Jahr nach Alois vorzeitiger Pensionierung nimmt unser Leben einen ungeplanten Verlauf. Wir haben nicht mit sowas gerechnet, aber wer tut das schon!
Ich versuche hier den Krankheitsverlauf festzuhalten, vorallem für Alois, der die vergangenen Monate zum Teil gar nicht richtig mitbekommen hat.
Vorgeschichte Mai 2013
Es ist Frühling und wir sind mit dem Womo unterwegs in Slowenien. Eigentlich geht es uns gut. Alois schläft zwar viel, auch morgens immer länger. Wir schieben dies auf die Entspannung und ich geniesse es, auch mal vor meinem Schatz auf den Beinen zu sein.
Nachts kommt es vor, dass Alois schreiend aufwacht, hatte er früher nie. Er meint, diese Albträume kommen vom ewigen Krimischauen meinerseits, die er ja mitschauen muss.
Das Wasserlassen und der Sex fühlen sich für Alois anders an, hat wohl mit der Prostata zu tun, vermutet er. Auf meine Nachfrage, ob er Schmerzen hat dabei, meint er lapidar:" Nein,nein, es ist einfach anders"Wir versuchen alle Hausmittel wie Kürbiskerne, Cranberrysaft, Schachtelhalm und kaufen die üblichen in der Werbung vorgestellten Mittel, wie Granufink, etc. Nützen tut nichts. Seit der Diagnose, machen mich diese Werbungen nur "hässig".
Ich möchte, dass er zum Arzt geht. Aber er weigert sich:"war ich ja schon vor unserer Marokkoreise und solltest du mich anmelden gehe ich einfach nicht hin." Ich fühle mich zum ersten Mal echt hilflos.
Schockdiagnose
3. August Samstag
Wir feiern Alois's 59. Geburtstag. Daniel und Andreas zwei meiner Enkel sind zu Besuch. Ich verbringe viel Zeit im Schwimmbad, möchten die Kleinen doch unbedingt schwimmen lernen.
4. August Sonntag
Blut im Urin!!!!!! Alois verspricht:" Morgen melde ich mich sofort beim Urologen in Stockach an". Endlich.
5. August Montag
Alois kann sofort zum Urologen. "Rauchen Sie?" "Ja." Ultraschall der Blase:
"Das sieht nicht gut aus, ich seh einen Tumor". Blasenspiegelung am Nachmittag. Ich werde panisch. Rufe meine Schwiegertochter an." Bitte hol die Kinder ab".
" Es ist ein grosser, bösartiger Tumor, der muss möglichst schnell raus". Der Urologe will Alois sofort in Singen anmelden. Die Kinder sind inzwischen abgeholt worden.
Die Abklärungen mit der Krankenkasse beginnen. Hin und her und her und hin. Alois ist allgemein versichert, also ab in die Schweiz. Das Kantonspital in Winterthur sei sehr gut, hat uns der Urologe gesagt. Hin und her und her und hin.
Dienstag 6. August
Wir bekommen das OK von der KK.
Ohne Anmeldung treffen wir wieder beim Urologen in Stockach ein. Der ist einfach nur toll. Er nimmt sich sofort Zeit für uns. Telefoniert und faxt mit Winterthur. Wir bekommen für Freitag einen Termin im KSW.
Die Wartezeit ist lang. Ich habe furchtbare Angst und könnte nur noch schreien. Alois ist erstaunlich ruhig und gefasst. " Das wird schon gut".
Freitag 9.August
Dr.Kurz ein Oberarzt empfängt uns. Er erklärt uns das Vorgehen. Zuerst wird eine TUR gemacht. Das heisst: Der Tumor und das oberflächliche Gewucher werden entfernt und danach histologisch untersucht. Je nach Befund kann die Blase drin bleiben und wird alle 2 Monate mit Zytostatika behandelt oder sie muss mitsamt Prostata und Lymphknoten raus. Aber eins nach dem anderen..... Schon auf dem Nachhauseweg vom Spital bekommen wir telefonisch den Termin für die erste OP(19. August) und für das CT(13.August) Beim Hausarzt in Aarau steht noch eine Blutuntersuchung an(12.August).
Wir sind bezüglich Diagnose sehr offen gegenüber Verwandten und Bekannten. So bekommen wir auch von Anfang mentale Unterstützung und aufbauende Worte. Das tut sehr gut.
Montag 12. August
Der Hausarzt ist sehr erstaunt über die Diagnose. Hat er Alois doch im Herbst, wegen seinen Beschwerden zum Urologen geschickt. Der hat wohl nicht die Blase untersucht, sondern wie bei allen Männern in seinem Alter die Prostata für die Beschwerden verantwortlich gemacht. Dem Hausarzt ist es überhaupt nicht recht.
Montag 19. August
Alois fährt am frühen Morgen nüchtern und allein im Regen ins Spital.
Ich bleibe auf dem Camping und fahre um 10 Uhr zu ihm. Wach und ansprechbar treffe ich in Zimmer an. Mittags darf er bereits wieder essen und lobt die vorzügliche Küche.
Gegen abend kommt eine Aerztin und erklärt der operierende Arzt sei leider schon ausser Haus. Die OP sei gut verlaufen, der Befund aber gross (mir wird schon einiges klar) und der Tumor in der Histologie. Auf unser Nachfragen, geht sie nochmals raus um die Ergebnisse des CT's zu studieren. Keine entfernten Metastasen, erste sehr positive Nachricht!
Dienstag 20. bis Donnerstag 22. August
Ich bin mehr oder weniger die ganze Zeit im Spital. Alois erholt sich gut Die Ergebnisse des histologischen Befundes sind bis am
Entlassungstag am Donnerstag noch nicht da. Der Oberarzt möchte ihn noch dabehalten, denn er erwartet die Ergebnisse morgen. Nein, Alois will an den Bodensee, seinen Cousin auf dem Campingplatz
in Lindau besuchen. Wir verbringen einen schönen Abend am Bodensee mit Bernie und Noldi. Ablenkung ist immer
gut.
Freitag 23. August
Schon um 10 Uhr bekommen wir das Telefon vom Spital. Der Arzt will uns sprechen, möglichst schnell. Alois will noch Zeit
rausschinden, aber der Arzt drängt. Um 13 Uhr sollen wir zu ihm in die Sprechstunde kommen.
Also fahren wir sofort los. Alois nervt sich über das Gestürme und mir ist schlecht, weil ich ahne was uns erwartet.
Ohne grosse Einleitung, erklärt uns der Arzt, dass der Krebs schon zu weit in den Muskel vorgedrungen ist. Diagnose: Urothelkarzinom pT2b, pN0 (0/12), cM0,G3 RO Seitenwand links Es muss alles raus. Wenn nicht, bedeutet dies das Todesurteil.
Es gibt 2 Möglichkeiten: Ein künstlicher Ausgang, einfachere Operation mit wenig Komplikationen, aber ständig einen Urinsack am Bauch und Stomapflege. Oder eine Neoblase, gebildet aus dem Dünndarm, komplizierte Operation, längere Zeit, bis zur Normalität. Da Alois noch so jung ist, empfiehlt uns der Arzt die 2. Methode. Wir haben uns eigentlich schon entschieden. Er gibt uns noch Material zum Studium mit und meint. wir könnten uns noch bis zum Operationstermin Zeit lassen mit der Entscheidung.
Der Termin für die Operation wird auf Anfang Oktober geplant. Der Operationssaal muss einen ganzen Tag reserviert werden. Das OP's- und Pflegeteam gut zusammengestellt sein, was halt seine Zeit braucht. Auch soll sich Alois von der ersten Operation gut erholen." Müssen wir Zuhause warten." " Nein, nein fahrt nur weg und lasst es euch gut gehen. Wir werden spätestens 2 Wochen vor dem Termin telefonisch mit euch Kontakt aufnehmen.
Jetzt macht sich Alois nur noch Sorgen um meine finanzielle Zukunft. Ich will nichts davon wissen. Ohne Alois keine Zukunft für
mich denkbar. Ich bin jetzt jedoch zuversichtlicher, hat der Arzt doch gesagt, wenn er die OP macht, hat er eine Hundertprozentige Heilungschance.
26. August bis 1.September 2013
Wir sind in Sarmenstorf. Treffen seine Geschwister und Kinder. Termin beim Notar, zur Regelung des Nachlasses, denn ich möchte seine Kinder auf keinen Fall benachteiligen, das gute Einvernehmen mit ihnen ist mir das Wichtigste. Urin- und Blutuntersuchung beim Hausarzt. Kleine Unsicherheit, bezüglich Infekt, Entwarnung. Wir können losfahren in die Provence.
Noch in der gleichen Woche bekommen wir den Eintrittstermin ins Kantonsspital Winterthur. Es soll der 4. Oktober 2013 sein. So spät, was passiert wohl im Körper bis dahin. Knabbert der Krebs weiter, oder wartet er und hält sich ruhig. Komisches Gefühl!
29.August bis 21. September 2013
Ein paar schöne Wochen in Südfrankreich.
Schönes Wetter, warme Temperaturen, gutes Essen, ein bisschen Kultur. Fast sowas wie Normalität.
Irgendwann ein Telefon. Der Eintrittstermin ist um eine Woche vorverschoben. Also am 26. September. Ich bin darüber nicht unglücklich. Alois findet das zwar nicht so gut, eigentlich könne er ja die Operation sausen lassen, da es ihm Zurzeit ja so gut gehe, wie schon lange nicht mehr. Zum Glück ist dies nur ein kurzer Gedanke.
Also machen wir uns wieder auf Richtung Norden.
Mittwoch 25. September
Wir dislozieren mit dem Wohnmobil nach Winterthur. Auf dem sehr schön gelegenen Campingplatz nur 10 Velominuten vom Spital entfernten Campingplatz finden wir zum guten Glück noch das letzte Plätzchen unter den Bäumen. Es könnte sein, dass ich in wenigen Tagen den Platz verlassen muss, da der Platz restlos ausgebucht sei. Tönt nicht gut.
Donnerstag 26. September
Ich schwing mich auf's Fahrrad und er nimmt den Bus ins Spital.
Eintritt und verschiedene Untersuchungen, wie gehabt. Zu Essen gibt es nur noch Flüssiges für Alois. Ein Stück seines Dünndarms soll ja entnommen und in eine Blase umgewandelt werden.
Schwerer Abschied am Abend. Die Operation soll ca. 6 Stunden dauern. Der Arzt würde mich telefonisch nach Vollendung informieren. Keine gute Nacht für uns beide.
27. September 2013 Operationstag
Banges Warten. Langes Warten.
Sechs Stunden sind schon lange vorbei. Kein Telefon, kein nichts. Nach über 9 Stunden mach ich mich auf ins Spital. Haben die nicht den Mut anzurufen weil alles schiefgegangen ist. Muss ich Alois in der Pathologie, im Keller suchen. Ich komme völlig panisch und ausser Atem auf die Station. Wo ist mein Mann????? Ich will meinen Mann!!!!
Die Schwester schaut in den Computer. "Die sind immer noch am operieren, beruhigen Sie sich, kann ich was für sie tun." "Nein, nein" und schon bin ich wieder weg. Kaum auf dem Campingplatz, das erlösende Telefon" Alles gutgegangen, die Operation hat etwas länger gedauert, war nicht ganz einfach, aber ihr Mann war bereits wach und über Nacht bleibt er in der Intensiv. Kommen Sie erst morgen vormittag vorbei. Er braucht jetzt nur Ruhe". " Vielen Dank Herr Doktor, dann bis morgen" Ich kann vor lauter Erschöpfung und Erleichterung nur noch heulen.
28. September
Ich treffe Alois wach und recht aufgedreht an. Er möchte unbedingt ein Foto seiner verschiedenen Röhrchen und Säckchen, denn er selber sieht sie ja nicht. Da ihm eine direkte Leitung mit Morphium ins Rückenmark gelegt wurde, hat er praktisch keine Schmerzen.
Der operierende Arzt erläutert uns nochmals was sie alles gemacht haben, während der 10-stündigen Operation. Zuerst mit der Robottechnik die Blase, die Prostata. die Samenblase und die Lymphknoten nervenschonend raus und direkt in die Histologie geschickt zur Untersuchung auf Krebszellen, danach mittels Bauchschnitt ein 70 cm Stück Dünndarm rausgeschnitten und es in Blasenform gebracht. Diese recht mühevoll eingepflanzt und an die Niere und Harnröhre angeschlossen.
Der Urin wird zurzeit noch direkt von der linken und rechten Niere nach aussen abgeleitet, damit die neue Blase gut verheilen kann.
Im Halbstundentakt werden seine Vitalzeichen und Leitungen überprüft. Das Pflegeteam ist sehr aufmerksam und liebevoll. Ich sitze den ganzen Tag bei meinem Schatz, bin glücklich, das alles überstanden ist und ich ihn noch habe.
Montag 30.September
Die anfängliche Euphorie weicht täglich mehr. Der Bauch bläht sich immer mehr auf. Die Luft will einfach nicht entweichen. Schliesslich platzt die äussere Naht. Der Arzt fummelt mit der ganzen Hand in der Wunde rum. Zum Glück hält die innere Naht. Da die Wunde von innen her heilen soll, wird diese mit nassen Gazen gefüllt. Mit einer langwierigen Heilung wird gerechnet.
Ich darf bis am 17. Oktober auf dem Campingplatz bleiben. Sogar einen Stellplatz bekommen, auf dem ich Fernsehempfang habe. Abends etwas Ablenkung tut gut.
Die Leitungen werden eine nach der anderen entfernt. Alois soll 3 Liter pro Tag trinken. Die Schmerzen nehmen zu.
Freitag 4. Oktober
Heute vor einer Woche, war ich nervös bis zum Abwinken. Jetzt eine Woche nach der Operation bringt jeder neue Tag, neue Ueberraschungen, mal positive, mal negative.
Wieder mal eine Dusche, oh, wie herrlich. Kurz an die frische Luft, wie tut das gut.
Essen mag Alois nicht und trinken tut er nicht, also haben sie ihm wieder eine Leitung gelegt, damit er genügend Flüssigkeit bekommt.
Zur schnelleren Wundheilung der aufgegangenen Naht, die von innen her heilen muss, wird nun ein Vakuum mit Sogwirkung gelegt.
Da der Darm immer noch prall mit Luft gefüllt ist und nicht wunschgemäss seine Arbeit macht, Alois hat langsam das Gefühl das der restliche Bauch auch noch platzt, hat er ein Nikotinpflaster bekommen. Zusätzlich ist noch ein Darmröntgen verordnet. Beim Röntgen zeigt sich nichts besonderes.
Sonntag 06.Oktober
Ich darf heute wieder mal früher da sein, da der WC- Wandertag angesagt ist und es funktioniert tatsächlich. Sie haben ihm heute "Rhizinusöl" ( so kommt es uns auf jeden Fall vor) direkt per Infusion verabreicht.
Alois fühlt sich zwar sehr schlecht, geschlaucht , ist genervt und motzt.....
Mich freut's, sind das doch alles Zeichen, das es aufwärts geht....
Montag 7. Oktober
Die Bauchwunde mit der Vakuumpumpe wird jeden 3. Tag frisch verbunden. Dies ist eine schmerzhafte und langwierige Angelegenheit.
Ich nerve Alois ständig mit dem Trinken. 2-3 Liter sollen es sein pro Tag, damit die neue Blase nicht verschleimt. " Du kannst gut reden, liegst ja nicht hier, hast ja keine Ahnung". Aber er ist folgsam, solange ich da bin.
Mittwoch 09. Oktober
Die KoGu von der Krankenkasse ist gekommen. Direkt nach dem Spitalaustritt kann Alois für 3 Wochen in die Reha nach Davos. Da ich ihm keinen Kurschatten gönne, darf ich ebenfalls nach Davos in ein Gästehaus. Am nächsten Mittwoch findet der Uebertritt in die Reha statt. Alois streitet sich mit der Dame vom Sozialdienst, denn er sieht nicht ein, warum er 3 Stunden nach seinem Spitalaustritt in Davos eintreten soll. "Ich will zuerst noch den Camper nach Sarmenstorf stellen und dann gemütlich nach Davos fahren."" Das geht gar nicht, es ist schliesslich keine Kur, sondern eine Reha". Die Dame rauscht beleidigt ab, ohne ihm zu erklären, was denn nun der genaue Unterschied ist.
Donnerstag 10.Oktober
Der Histologische Befund der entnommenen Organe ist top. Keine Krebszellen in der Prostata und den Lymphknoten. Danke Herr Doktor für diese positive Nachricht.
Jeden Tag geht es besser, aus meiner Sicht. Wir spazieren in den Gängen rum, nur sein Spital- Nachthemd will er partout nicht gegen seinen Trainer eintauschen.
Alois findet das gar nicht. Alles tut ihm weh, das Essen schmeckt nicht, Appetit hat er keinen, die Blähungen sind nach wie vor da, das Trinken ist mühsam und überhaupt...."Hätte ich gewusst, was mich da erwartet, hätte ich Operation, Operation sein lassen." Er fühlt sich je länger je mehr von den Schwestern vernachlässigt. Sie helfen ihm nicht beim Duschen und Waschen und auch nicht auf der Toilette. Wie soll er das alles bewerkstelligen, mit den Schläuchen und seinen Pflastern auf dem Bauch. Aber ich bin ja auch noch da und helfe wo ich kann. Bin schliesslich froh, dass ich überhaupt was tun kann.
Freitag 11. Oktober
Die Physiotherapeutin ist vorbeigekommen, erste Instruktionen bezüglich Beckenbodentraining. Darf es aber noch nicht machen, da der Katheter noch nicht entfernt ist. Dieser wird nun stundenweise abgeklemmt. Die Blase soll sich erweitern, damit ihre Kapazität erhöht wird. Alois:" Spätestens wenn ich die Augen verdrehe, wird die Klemme entfernt und der Urin abgelassen."
Montag 14. Oktober
Der Katheter wird entfernt. Jetzt heisst es Blase trainieren. Da das Gehirn nicht mehr meldet, wann die Blase voll ist, muss er diesselbe regelmässig entleeren und die Mengen messen, schliesslich soll die Kapazität langsam von 1dl auf 4dl gesteigert werden. Viel mehr darf es nicht sein, sonst latscht der Darm der nicht so elastisch wie eine normale Blase ist, aus. Dies wäre gar nicht im Sinne des Erfinders, resp. Operateurs.
Bei der Visite wird der Entlassungstermin auf Freitag festgelegt. Mittwoch ist zu früh, denn die Bauchwunde braucht noch Zeit. Eine Verlegung nach Davos am Freitag ist nicht möglich, wäre erst wieder am nächsten Mittwoch möglich. Der Oberarzt erklärt Alois, dass die Reha auch nicht unbedingt nötig sei, erholen könne er sich auch Zuhause. Trete in Davos ein Problem auf, könnten die da auch nichts machen und würden ihn ins Spital verlegen müssen. Der Nutzen sei also mehr als fragwürdig. Alois lässt Reha, Reha sein und die Sozialdienstdame ist mehr als beleidigt, spricht nicht mehr mit uns.
Heute trägt Alois tatsächlich zum ersten Mal seinen Trainer. Wir gehen runter ins Kaffee und kurz nach draussen.
Jetzt gefällt er mir wieder gut. Nur noch der Vakuumschlauch. Sonst alles weg!
Alois fühlt sich zwar schlapp, aber wann nicht!! Meine ich.
Dienstag 15. Oktober
Die Körpertemperatur steigt an. Wiederum Leitung gelegt für Antibiotikagabe und fiebersenkende Mittel.
Warum schauen sie so kritisch, fragt mich der Arzt, das kommt schon gut.
Mittwoch 16. Oktober
Ich bin den ganzen Tag unterwegs, mit dem Wohnmobil bringe ich zuerst die Fahrräder und sonstiges nach Orsingen auf den Campingplatz, wo wir die nächsten Monate, sicher bis Ende Januar bleiben werden, damit Alois sich von der OP erholen kann. Dann nach Sarmenstorf den Camper " versorgen", mit dem PW, den Janik mit neuen Winterpneus bestückt hat, thanks, voll Zuversicht auf nach Winterthur, denn am Freitag darf er ja nach Hause.
Ich treffe Alois müde, schlaff und spitz im Gesicht an.
Die Temperatur will nicht runter. Blutkulturen werden angelegt, damit die wirksamen Mittel gefunden werden können. Antibiotika geändert. Sollen jetzt helfen. Nachts jeweils klatschnass. Keine Besserung. Eine waschechte Sepsis macht sich im Körper breit. Wieder um Wochen zurückgeworfen.
Donnerstag 17. Oktober
Unter Schmerzen wiederum Katheter gesetzt, damit die Neoblase gut gespült werden kann. Immer noch Fieber. " Wir werden jetzt die richtigen Antibiotika geben". Komischerweise sind das immer noch die gleichen wie gestern, die Lügen uns an, warum nur. Das gefällt mir gar nicht.
Freitag 18. Oktober
Logischerweise kein Austritt. Das Fieber geht aber langsam zurück. Alois fühlt sich jedoch nur mies.
Montag 21. Oktober
Kein Fieber mehr. Katheter kann wieder raus. Erneute Kontrollen der Urinmengen. Ultraschall zur Bestimmung des Restharns. Der Arzt ist mit Alois zufrieden, Blase vollständig geleert. Dies ist sehr wichtig, sonst werden Giftstoffe wieder resorbiert. Aus diesem Grund muss Alois auch nachts die Blase entleeren, im Minimum alle 4 Stunden.
Mittwoch 23. Oktober Wieder Daheim
Mit guten Ratschlägen, besten Wünschen und neuen Terminen für die Wundversorgung , machen wir uns auf den Weg nach Orsingen. Eine Horrorfahrt für Alois. Jede Unebenheit und Strassenbiegung spürt er im Bauch. Zuhause erstmal ruhen, oh wie ist das schön.
Freitag 1. November
Die Bauchwunde wird unter Narkose verschlossen. Kein Schlauch, keinen "Stinkbehälter" und kein Ticken mehr. Wieder ein Fortschritt. Die Blutgaswerte sind zwar nicht so gut, aber dafür gibts jetzt Bicanorm, ein Medikament, das den Säure-Basehaushalt regulieren helfen soll.
Alois hat immer noch Schwierigkeiten mit dem vielen Trinken. Mit Hilfe eines Tagesplans, Vormittags 1 Liter Tee, mittags 1 Bouillon und 1 grosses Glas Sirup, nachmittags bis abends nochmals 1 Liter Tee, beim Abendessen wiederum 1 grosses Glas Sirup. Der Tee zieht sich jeweils bis in die Nacht hinein. Salzstängeli sind auch ein fester Bestandteil der Ernährung. Wir hoffen, das Alois so die Bicanorm irgendwann weglassen kann, denn diese verursachen zusätzlich Blähungen und stetiges Aufstossen.
Donnerstag 14. November
Alles gutgegangen. Die Fäden sind raus. Hat etwas gedauert, da die Wunde sehr gut verheilt ist. Ich hab ja gesagt, dass 14 Tage zu lang sind!
Das Blut ist auch i.O. Jetzt muss Alois weiterhin viel Trinken, damit die Blutwerte gut bleiben. Erneuter Bluttest in 2-3 Wochen.
Alois ist zwar kaputt, da wir noch einen kleinen Abstecher nach Sarmenstorf gemacht haben. Auch tut ihm der Bauch weh, vom Fäden entfernen.
Mir geht es dafür umso besser. Freu mich einfach wahnsinnig, dass alles so gut gegangen ist, nach Angst und Bange.
Freitag 15. November
Alois hat Fieber! Ich rufe den Arzt im Spital an und vereinbare mit ihm, dass wir vorbeikommen. Ich bin bereits abfahrbereit. Alois weigert sich mitzukommen.
"Aber wir haben doch abgemacht, dass wir bei jeder Unregelmässigkeit sofort reagieren und Fieber ist ein Zeichen, das irgendwo ein Infekt ist" " Ja, ja aber ich will heute nicht". Alois ist manchmal soooo stur.
Samstag 16. November
Das Fieber geht langsam zurück. Ich bin wohl doch zu überängstlich.
Donnerstag 21. November
Alois fühlt sich oftmals schlecht und müde. "Ich habe ja keine Kraft und keinen Saft, kann keine Bäume ausreissen". " Aber es geht dir doch schon viel besser, du bist bereits in der Lage selber Auto zu fahren, marschierst runter in den Laden und zurück, das sind doch alles Fortschritte" So und ähnlich unsere derzeitigen Konversationen.
Auf mein Drängen hin, besucht Alois heute "unseren" Naturheilarzt in Stockach. Ich bin überzeugt davon, dass dieser Alois ganzheitlich therapieren kann, was ihm sicher gut
tut. Er kommt geschafft wieder heim, hat aber auf den 2. Januar nochmals einen Termin vereinbart.
Samstag 23. November
Wir bringen ein befreundetes Pärchen nach Kloten auf den Flughafen. Sie fliegen nach Gran Canaria an die Wärme. Wir möchten am liebsten mit.
Dafür habe ich gemerkt, dass Womo nicht nur "Wohnmobil" bedeutet, sondern auch "wohin morgen", na ja, für uns jetzt halt übermorgen.
Ende Januar nach dem CT und der Abschlussuntersuchung haben wir ja für ein halbes Jahr Ruhe und können in dieser Zeit tun und lassen, was wir gerne möchten. Juhuu.
Die Abwechslung und Ablenkung durch verschiedene Besuche unserer Verwandtschaft tun uns beiden gut. Dreht sich doch nicht alles nur um Krankheit und Leiden.
Donnerstag 29. November
Termin beim Oberarzt. Blutgasanalyse ist erstaunlich gut. Bicanorm kann weiter reduziert werden. Alois spricht ihn auf seine ewigen Bauchschmerzen an, aber da er kein
Fieber hat, geht der Arzt nicht weiter darauf ein. Auf die Frage nach der Erektionsfähigkeit, meint er sie hätten nervenschonend operiert und es braucht halt alles seine Zeit.
Abstecher zur Physiotherapeutin. Sie ist erstaunt, wie gut Alois seine Blase im Griff hat. Praktisch keine Inkontinenz. Während des Tages spürt Alois, wenn die Blase voll ist und nachts stellt er sich im 3 Stundentakt den Wecker. Eine Therapie ist also nicht nötig. Aber von erholsamem Schlaf kann eigentlich auch keine Rede sein.
Abends Fieber! Wieso hat der Arzt bloss keine Blutuntersuchung angeordnet?
Freitag 30. November
Immer noch Fieber. Alois will nicht schon wieder nach Winterthur fahren. Wir melden uns in Stockach beim Urologen an und können sofort in die Sprechstunde. Logisch ein Infekt , der mit Antibiotika behandelt werden muss. Also wieder Medikamente mit ihren Wirkungen und Nebenwirkungen.
Dezember 2013
Für Alois ist jede Aktivität immer noch sehr anstrengend. Er ermüdet schnell und braucht längere Ruhephasen. Ich denke dies ist normal und gehört zum Genesungsprozess. Alois ist da anderer Meinung.
Der Dezember ist nie mein Monat. Ich leide während der dunklen Jahreszeit jeweils unter einem Gemütstief. In den Läden herrscht Gestresse. Der Advents- und Weihnachtsrummel gehen mir gegen den Strich. Ich möchte am liebsten aus der Haut fahren, da das nicht geht, kann ich nur Alois anfahren.
Ich fühle mich dadurch noch schlechter. Er hat schliesslich genug zu tun mit Gesundwerden.
Freitag 13. Dezember
Heute zum ersten Mal abends in den Ausgang. Weihnachtsfeier mit dem Kegelclub in Zürich. Super, ein paar gemütliche Stunden unter Freunden.
Weihnachtszeit
Mir geht's wieder gut. Die Tage werden länger. Wir besuchen unser Kinder und Enkelkinder in der Schweiz und werden von ihnen hier in Orsingen besucht. Wir geniessen dies sehr.
Bei Alois ist es ein stetes Auf und Ab. Einen Tag etwas besser und am nächsten wieder Bauchweh und Blähungen. Die Antibiotika muss er mindestens bis Mitte Januar weiter einnehmen.
Januar 2014
Seit Mitte Januar ist Alois Medikamentenfrei. Keine Antibiotika und kein Bicanorm mehr.
Er fühlt sich gut, weniger Aufstossen und Blähungen. Mit dem Essen muss er nach wie vor aufpassen. Gewisse Nahrungsmittel verursachen immer noch sofortigen Durchfall. Er testet aus was er verträgt und lässt anderes, wie z.B Käse lieber weg.
Wecken lassen muss sich Alois nachts immer noch 3-stündlich, sonst entleert sich seine Blase"vollautomatisch". Der Schlaf ist dementsprechend wenig erholsam. Trotzdem kehrt die Kraft langsam zurück und die Schlafphasen während des Tages werden kürzer.
Wir sind jetzt gespannt, was die Untersuchungen und das Abschlussgespräch mit dem operierenden Arzt Ende Januar ergeben und sind zuversichtlich, dass wir uns Anfangs Februar mit dem Womo aufmachen können Richtung Süden.
Dienstag 28. Januar 2014
Tutti paletti!
Der Arzt ist mit seinem Operationsergebnis und Alois Trink- und Entleerungsverhalten sehr zufrieden.
Keine Vernarbungen an den inneren Nähten, dementsprechend auch keine Verengungen. Ein nicht so geübtes Auge würde anhand des CT nicht merken, dass Alois intern nicht mehr original ist.
Keine Metastasen vorhanden. Das nächste CT erst in einem Jahr.
Kein Restharn bei der Ultraschalluntersuchung. Ist sehr wichtig, damit die zur Entsorgung gedachten Giftstoffe aus der Neoblase nicht in den Blutkreislauf gelangen.
Sowohl die Blutgasanalyse wie auch die Urinuntersuchung sind gut. Kontrolltermin im Juni.
Doktor Padevit wünscht uns eine schöne Reise!!!!!!!!!
Juni 2014
Die Nachsorgeuntersuchungen im Spital Winterthur sind gut.
Der nächste Termin für ein CT und weitere Kontrolluntersuchungen im nächsten Mai.
Wir können also weiterhin Reisen planen und machen dies natürlich auch.
Mai 2015
Nachsorgeuntersuchung im Spital Winterthur.
Der Arzt meint, Alois ist ein Vorzeigepatient. Alles gut.
"Wir sehen uns nächstes Jahr und weitere gute und erlebnisreiche Reisen."