Samstag 15. Februar
Die 100 Kilometer von Aoufous nach Merzouga auf der guten Teerstrasse sind einfach und schnell zu fahren. Es ist ein richtiger Run zu den Dünen des Erg Chebbi, sind sie doch die grössten Dünen Marokkos, nah an der algerischen Grenze.
In Rissani wo wir wie alle Touristen sofort von Händlern, Führern und sonstigen"Helfern" in Beschlag genommen werden, outen wir uns als marokkanische Vielfahrer und werden danach in Ruhe gelassen, so dass wir unbehelligt unsere Vorräte auffüllen können.
Natürlich brauchen wir dann doch noch Hilfe, da meine Lesebrille während des Lesens, äh Einschlafens kaputt gegangen ist. Also wenden wir uns an einen der herumstehenden Männer. Dieser führt uns tief in den Souk hinein, hier gibt es einfach alles, natürlich auch einen Optiker. Zufrieden mit meiner neuen Lesebrille fahren wir weiter zu den Dünen.
Diesmal wissen wir im Voraus welchen der zahlreich vorhandenen Campingplätze wir anpeilen werden. Haben wir uns doch mit Regina und Harry verabredet. Dank Internet finden sich heutzutage die Marokkoreisenden problemlos in diesem riesigen Land.
Der Camping beim Hotel Kanz Erremal ist super. Es ist einer der wenigen Plätze der nicht von Mauern umgeben ist, die Füsse schon fast in den Dünen und der Blick unverstellt.
Es gibt wie immer viel zu erzählen. Erfahrungen werden ausgetauscht, neue Routen besprochen, etc., etc.
Ein lustiger Abend, beim für einmal nicht so hervorragenden Nachtessen, rundet unser Treffen ab.
Sonntag 16. Februar
Sobald Regina und Harry weggefahren sind, stellen wir uns auf ihren Platz, mit freiem Blick auf die Dünen.
Morgens ist es sehr still. Nur die Vögel zwitschern und die Fliegen nerven.
Nachmittags kommt Wind auf. Der Sand fegt über das Gelände, die Sonne verschwindet und die Konturen der Dünen verwischen. Vielleicht macht es doch Sinn, sich irgendwo hinter Mauern zu stellen. Die Zähne knirschen und die Augen tun weh von den feinen Staubpartikeln. Das Radfahren ist auf jeden Fall erstmal vertagt.
Morgen soll hier eine Ralley stattfinden mit über 1000 Fahrzeugen. Sind mal gespannt, was dann hier in Merzouga abgeht.
Montag 17. Februar
Heute hat die Sonne keine Chance. Es pfeift und tost um's Womo. Durch jede Ritze dringt der Sand. Alois:" Wenn das eine Woche andauert, werden wir sogar innerhalb des
Campers bis zum Hals im Sand stecken". Zu Alois Freude bringen sich auch die Fliegen im Womo in Sicherheit.
Auch ein ummauertes Gelände würde jetzt keinen Schutz mehr bieten.
Draussen fällt das Atmen schwer. Gäbe ein gutes gratis Peeling, aber die Kleidervorschriften hier in Marokko erlauben das ja nicht.
Am Nachmittag kommen richtig viele Touristen. Ob das wohl mit der Rally zu tun hat? Wissen tun's wir nicht, denn es reizt uns nicht wirklich, unsere 4 Wände zu verlassen.
Abends treibt uns der Hunger in die Nachbars- Kasbah Tombouctou. Hier erwartet uns ein reichhaltiges Buffet, man gönnt sich ja sonst nichts.
Dienstag 18. Februar
Jedesmal wenn wir denken das Wetter bessert sich, frischt der Wind wieder auf.
Eigentlich sei jetzt nicht die Jahreszeit der Stürme, lassen wir uns von den Einheimischen erklären. Aber in Europa spielt das Wetter ja auch verrückt.
So harren wir weiter in der Hotelhalle aus. Eigentlich möchten wir ja gerne mal mit den Fahhrrädern nach Merzouga. Ob die überhaupt noch funktionieren, bei all dem Sand im Getriebe. Alois braucht dringend salziges Gebäck, das er laut Arzt nebst viel Flüssigkeit zu sich nehmen soll. Zum Glück haben wir noch genügend Bouillon um die salzstängelifreie Zeit zu überbrücken.
Gegen Mittag schwingen wir uns dann doch auf unsere noch voll funktionierenden Räder und machen uns auf nach Merzouga. Die Luft ist richtig kalt, gefühlt so um die 10 Grad, aber klar. Wir staunen über die Veränderungen in der Stadt. Bei unserem letzten Besuch vor einem Jahr war die "Bahnhofstrasse" noch eine einzige Baustelle. Es soll aber noch mehr gebaut und verschönert werden. Immer wenn der König sich für eine Gegend interessiert, wird anscheinend Tag und Nacht gearbeitet, denn er wird den Baufortschritt mit eigenen Augen kontrollieren.
Auch einige der über 1000 Renault Fahrer können wir beobachten, suchen aber ihr Lager, dass 6km ausserhalb Merzouga liegt nicht auf, denn unsere Akkus sind nicht mehr die allerbesten.
Mit frischen Proviant und Pringels für Alois, radeln wir mit Gegenwind wieder nach Hause.
Wir staunen über den unermüdlichen Eifer des Hausburschen, der das Hotel und die Terasse immer wieder vom Sand befreit. Wir machen uns keinen solchen Stress, irgendwo und irgendwann wird ja für uns wieder ein sauberer Wind wehen.
Mittwoch 19. Februar
Immer noch Windstärke 4 und 5 Grad kühl am Morgen. Doch der Himmel und die Luft sind klar. Die Dünen zeigen sich in ihrem besten Licht.
Heute getraue ich mich heiss zu duschen, muss keine Angst haben auf den 100 m zurück zum Camper, gesandstrahlt und paniert zu werden.
Die Internetverbindung ist wieder hervorragend, was so ein "bisschen" Sand in der Luft ausgemacht hat. Alois meint:" Richtig langweilig, die News sind in 20 Minuten gelesen, gestern und vorgestern brauchte ich den ganzen Tag dafür."
Also können wir uns beizeiten auf die Räder schwingen und nach Haslilabad fahren. Hier hat sich nichts verändert. Es ist immer noch so beschaulich wie vor einem Jahr. Nach einem Kaffee auf der Terasse des Cafes Fatima, möchten wir im Camping Ocean de dunes Mittagessen. Es sind ein paar wenige Leute beim Essen, aber wir werden nicht bedient. " Privat", so die Antwort des Kellners. Das ist uns bis jetzt noch nie passiert, aber vermutlich haben wir es versäumt nach Ibrahim zu fragen oder so. Also machen wir uns halt wieder von dannen und fahren nach Merzouga.
Da uns das Geld langsam aber sicher ausgeht, möchten wir hier neues machen. Der Bancomat ist weg und die Post zum Geldwechseln ist bereits geschlossen. Heute ist wohl nicht unser Tag.
Der Besitzer des Restaurant Dakar bereitet uns nicht nur eine feine Keftatajine zu, er bietet sich auch an uns Geld zu wechseln. Glück gehabt, sonst hätten wir morgen früh vor unser Abfahrt nochmals nach Merzouga radeln müssen.
Am Nachmittag sitzen wir vor unserem Camper in der ersten Reihe und geniessen nochmals die Aussicht in die Dünen, mit all den Touristen. Wir selber sind ja im letzten Jahr in den Dünen rumgekraxelt und begnügen uns deshalb mit gucken und kommentieren.
Eigentlich wollten wir ja noch einen Sack voll Saharasand mitnehmen. Haben aber soeben im Blick gelesen, dass es dieser ohne unser zutun bis in die Schweiz geschafft hat.