Freitag, 5. August Chisinau bis Vadul lei Vodu
Bei unserem I-Pad ist schon vor geraumer Zeit das Glas gesprungen, bevor es ganz kaputt ist, bringen wir es in die Reparatur. „ Ein neuer Touch-screen kostet 30 Euro, in zwei Stunden könnt ihr es wieder abholen.“ In der Wartezeit laufen wir nochmals durch den riesigen Basar und verköstigen uns.
Das I-Pad funktioniert nicht mehr so gut wie vorher, hat nun aber ein neues ganzes Glas. Na, ja mal schauen.
Jetzt aber raus aus der Stadt, vorbei an den Rebbergen bis an den Dnister in Vadul lui voda. Hier haben sie, um den Tourismus für die reichen Russen anzukurbeln, einen Sandstrand aufgeschüttet und es gibt Pensionen, Hotels, Edelressorts und vielleicht sogar einen Campingplatz. Gibt es tatsächlich, mit kleinen Holzhüttchen. Einer fährt uns vor, damit wir diesen finden. Wir möchten ein Häusschen mieten und den Camper davorzustellen. Schade es ist der ganze Platz besetzt, Wochenende!
Also fahren wir über die Brücke, vorbei an Militärs und befinden uns in Transnistrien. „ Stop, halt an, du musst umkehren, sonst bekommen wir Probleme.“ „ Ach was, reg dich nicht auf, sieh mal da steht ein Polizist vor seinem Auto.“ Dieser ist total entspannt und erklärt uns anhand eines Crockis, das er erstellt, wie wir nach Vadu lui voda kommen, was wir ja eigentlich wissen. „ Danke vielmals“ Dafür bekommt er einen Pfirsich, den wir vorher von einem Zigeuner geschenkt bekommen haben, er bedankt sich ganz herzlich und zurück geht es über die Brücke, vorbei an den staunenden Militärs und den „dekorativ“ dastehenden Panzern.
Wir stehen schlussendlich etwas unterhalb der Brücke bei der Badi von den „Normalos“ , 50 m weg vom Dnister im Wäldchen mit Sicht auf den Fluss. Die Fahrt ganz runter ist für unser Womo zu riskant, sandig und steil.
Hier gibt es einen Bademeister, Baderegeln, eine Toilette, ein Rettungsboot samt Rettungsring und Bojen die den Nichtschwimmerbereich abgrenzen.
Das langsam fliessende Wasser ist erstaunlich klar und angenehm frisch. Alois meint:“ Hier gefällt es mir, hier bleib ich.“
Wieder mal werden wir verschiedentlich fotografisch festgehalten. „ Seid ihr Holländer? Die haben doch solche Heime auf Rädern.“
Abends um 8 Uhr nehmen sie das Boot hoch zum Häusschen und schliessen es ein. Danach machen sich der Bademeister samt Helfer mit dem Mofa von dannen. Um 9 Uhr ist es dunkel und die letzten Picknicker verlassen den Platz. Wir sind allein.
Samstag, 6. August Vadu lui voda
Wir haben gestern nur einen Brunnen mit ganz langsam fliessendem Wasser gefunden und darum geht uns das Wasser nächstens aus. Alois fragt beim Bademeister nach Wasser. Dieser zeigt auf die Dnister. „ Nein, lieber nicht Flusswasser, schliesslich putzen wir die Zähne mit dem Wasser aus unserem Tank.“ „ Kein Problem“, er nimmt Alois mitsamt der Giesskanne auf sein Mofa und zeigt ihm den Brunnen im Dorf. Sie kommen mit einer vollen Kanne zurück, später können wir ja mit dem Rad mehr holen.
Von den Picknickern am Fluss werden wir mit Zwetschgen, Wein und Brötchen verwöhnt. „Zum Glück“ rauchen wir nach 3 Monaten wieder, so können wir uns mit Zigaretten und Trauben revanchieren. Im Laufe des Tages füllt sich die Badi und Musik ertönt aus verschiedenen Radios.
Wir erleben wiederum einen brüllend heissen Tag, aber am/ im Wasser und unter den Bäumen lässt sich das wunderbar aushalten. Wir bekommen immer mal wieder Besuch von den Badenden. Verschiedentlich ruft der Bademeister etwas mit dem Megafon, meistens wenn sich Kinder unbeaufsichtigt am Wasser aufhalten. Einmal rudert er raus um einen abgetriebenen Schwimmer an Land zu holen.
Wir fahren mit den Rädern ins nahe Dorf, machen einen Grosseinkauf und versorgen uns mit frischem, klaren und sehr kalten Wasser aus dem Brunnen.
Abends gibt es Party.
Sonntag, 7. August Vadu lui voda
Ein Ausflug zur Riviera am Dnister. Der mit Tonnen von Sand aufgeschüttete Strand ist mit Liegestühlen und Sonnenschirmen zum Mieten bestückt. Viele Restaurants, verschiedene Stände, Läden und Karussells sind Vorort. Auch hier interessieren sich die Menschen für uns und unsere Räder. Verschiedene Selfies werden gemacht. Der pensionierte Lehrer Vladimir erzählt uns ein wenig über die Geschichte und die Politik seines Landes.
Später geniessen wir die Ruhe bei unserem Camper.
Montag, 8. August Vadu lui voda
Morgens wird der Müll, den die Leute auf dem dafür vorgesehen Platz deponiert haben, mit einem kleinen Laster abgeholt. Mindestens 5 Erwachsene und 10 Kinder sind am Werk. Alles wieder tip-top sauber.
Es ist einfach zu schön, wir können uns noch nicht trennen, fahren nochmals an die Riviera, die heute fast leer ist und essen uns an Spaghetti Carbonara und Steaks satt.
Dienstag, 9. August Vadu lui voda bis Chisinau
Am Nachmittag machen wir uns schweren Herzens auf nach Chisinau. Verschiedenes muss repariert werden. 2 Speichen von Alois Rad haben sich verabschiedet. Veloflickzeug muss ersetzt werden, etc.
Tschüss du schöner Ort am Dnister!
Beim nochmaligen Wasserfüllen werden wir von einem Ingenieur angesprochen. Er interessiert sich für unseren automatischen Satelliten und Alois führt ihm den vor. Er ist begeistert, besichtigt das Womo von innen und schenkt uns danach von seinem selbstgemachten Honig. Wir revanchieren uns mit einer Flasche Rjoja.
Wieder in Chisinau finden wir den Veloflicker im Zentrum auf Anhieb. Kennen uns ja schon gut aus da. Nach 2 Stunden sind die Speichen ersetzt und wir zahlen 12.50 Euro.
Wir fahren raus zu einem der grössten Weingüter der Welt, Cricova. Eine Führung ist nicht möglich, alles schon belegt.
Wir lassen uns im kleinen Museum die Geschichte des Weins erzählen und lassen uns danach kulinarisch im unterirdischen Restaurant verwöhnen.
Leicht besäuselt dürfen wir uns auf dem Parkplatz direkt vor dem Eingang zur Ruhe legen. 2 Wächter werden dafür sorgen, dass wir ungestört schlafen können.
Mittwoch, 10. August Cricova bis Nisporeni
Morgens um 9.00 Uhr geht es los mit den Führungen. Wir kaufen noch etwas Wein ein und fahren los.
Die nächsten 80 km vor allem auf einer Baustelle. Wir schlucken Staub ohne Ende. Die Abzweigung zum kleinen Naturreservat Plaiul Fugului ist schwer zu finden. Keine Tafel, nichts. Einmal mehr sind wir froh über Google Maps.
Am Eingang gibt es ein Tor. Zuerst werden wir kostenlos registriert, dann können wir reinfahren. Es gäbe mal wieder verschiedene Wildtiere zu Sehen und zu Beobachten. Wir fahren wie empfohlen sehr gemächlich, sind aber die einzigen. Alle anderen wirbeln zünftig Staub auf.
Wir möchten hier im Park übernachten und suchen uns ein geeignetes Plätzchen. Da kommen zwei Männer und „plaudern“ mit uns. „ Hier schlafen kostet 10 Euro.“ Ich:“ Was, für das Geld können wir ja zwei Mal essen gehen.“ „ Ist das zuviel? Dann halt 5 Euro.“ „ Ich glaube, dass das Uebernachten im Park nichts kostet. Wieso wollen sie Geld von uns?“ „ Ich bin der Förster, er der Sicherheitsmann und es kostet 5 Euro.“ Ich: „ Es tut mir leid, aber hier möchte ich nicht bleiben. Zuerst 10 Euro, überhaupt Euro, wir haben ja Lei, also was soll das.“ Alois:“ Jetzt habe ich aber so ein schönes Plätzchen am Wasser gefunden.“ „ Egal, ich lass mich nicht gerne verarschen.“ Wir also los und der eine in seinem Auto mit Karacho an uns vorbei. Der ist wahrscheinlich genauso wütend wie ich, denn das geplante Biergelage wird wohl ins Wasser fallen.
Vorbei an der höchsten Stelle Moldawiens ( 430 m) mit schöner Sicht in die Ferne, haben wir oftmals Glück, dass wir die Steigungen schaffen. Es geht hügelauf, hügelab und die Schotterpisten werden meist kurvenlos gebaut. Alois:“ Das kannst du fotografisch nicht festhalten, musst es selber erleben.“
Wieder mal hilft Alois bei einem defekten Rad, diesmal einem Bauern mit seinem Pferdefuhrwerk und es gibt dafür feine, saftige Pfirsiche.
Anstatt im Naturreservat, übernachten wir vor den Plattenbauten in Nisporeni. Den Abend verbringen wir in Gesellschaft von etlichen Kindern, die ihre Schul- Englischkenntnisse endlich mal brauchen können. 9 Jahre dauert die Schulpflicht und es ist ganz schön streng.
11. August Nisporeni bis Comrat in Gagausien
Heute gibt es nochmals eine Klostertour im grössten Naturreservat Codrii. Im Kloster Hancu fährt ein österreichischer Reisebus vor. „ Wir sind auch Reisemobilisten, fahrt ihr ganz alleine durch Moldawien?“ „ Wie lange dauert eure Reise?“ Sie fahren in 14 Tagen durch Rumänien, Moldawien und Transnistrien. Herzliche Verabschiedung. Erst zum zweiten mal dass wir Touristen antreffen.
Das nächste Kloster Capriana liegt an einem schönen Teich, leider wohl nicht zum Baden gemacht.
Das letzte Condrijta hätten wir uns sparen können. Bereits die steile Strasse ist mal wieder grenzwertig und die von Nonnen geführte Gaststätte geschlossen.
Auf Superguter Strasse fahren wir ins autonome Gebiet Gagausien. Hier ist fast alles Dreisprachig angeschrieben. Wir können nichts mehr entziffern. In der Hauptstadt Comrat stellen wir uns auf den zentralen Platz.
Auch die Speisekarte im Restaurant können wir nicht entziffern. Ein Vorgeschmack auf die Ukraine.
Nachts machen die Jungs Autorennen auf dem Platz aber nach Mitternacht wird es ruhiger. Drei Wächter patroullieren die ganze Nacht auf dem Platz und an den Geschäften vorbei.
Irgendwann nachts beginnt es zu regnen, zum ersten Mal seit wir in Moldawien sind, und es kühlt angenehm ab. Ist jetzt der Sommer vorbei?