Freitag, 24.
Oktober Tasucu – Raststätte Agacli Tesisleri
Das Wasser ist natürlich nicht zu uns gekommen, schliesslich gibt es hier keine Gezeiten, aber die Luft fühlt sich tropisch, klebrig und heiss an. Ich spring ins Meer um mich abzukühlen. Nachher suche ich meine Brille. Nirgendwo auffindbar. „ Die ist mir wohl geklaut worden“ „ Von wem denn, es ist ja niemand hier, bist vermutlich mitsamt Gestell ins Wasser gehechtet!“ Wir suchen überall. Sogar im Kühlschrank, vielleicht grüsst schon der Alzheimer. Sie bleibt verschollen.
Wir schaffen es gerade noch Tische und Stühle im Camper zu verstauen, bevor es, diesmal von Westen, zu regnen beginnt. Auf der Weiterfahrt auf der seifigen Strasse, nicht immer so gut zu befahren, bilden sich überall Bäche wo sie nicht hingehören. Manch einer hat Mühe, die Steigungen bei Nässe zu bewältigen, unter anderem wir. Unser Womo ist halt doch nur ein Schönwetterfahrzeug!
Vor einer Raststätte direkt am Meer bekommen wir das ok uns zu platzieren. Schon zeigt sich wieder die Sonne und es ist richtig, richtig, heiss.
Samstag, 25. Oktober Agacli bis Aydincik
Am Morgen scheint die Sonne, genau bis wir abfahrbereit sind. Darum geht es nur wenige Kilometer bis zum nächsten Städtchen. Hier stellen wir uns an den Park beim Meer und werden vermutlich auch bleiben, bis das schlechte Wetter vorbei ist. Nebst vielen Gewächshäusern gibt es hier Läden und Lokantis.
Der Metzger legt zu den Lammkottlets noch ein Lammhoden. Ich weiss nicht, will er uns was gutes tun oder uns schocken. Das Stück ist gar nicht mal schlecht, muss es einfach etwas länger braten.
Wir fahren mit den Rädern die Bucht rauf und runter. Die Promenade ist sehr schön gemacht. Das Strässchen führt um die Bucht herum, eine wunderschöne kleine Bucht liegt dahinter, mit allem was wir brauchen. WC-Anlage, Frischwasser und Dusche am Meer.
Also wird gezügelt. Nur noch ein paar Picknickler und zwei Fischer sind da. Der Himmel verdunkelt sich merklich.
Mit Blitz, Donner, Sturm, Hagel und Starkregen fliesst bald ein Bach unter unserem Camper durch. Ob das wohl eine gute Idee war, uns so weit nach hinten zu stellen? Aber wenigstens sind wir so ein bisschen vorm Sturm geschützt. Das Unwetter hält sich hartnäckig über uns, richtig angsteinflössend. Irgendwann am späten Abend glitzern die Sterne am Himmel und es hat sicher um 10 Grad abgekühlt. Gut zum Schlafen.
Sonntag, 26. Oktober Aydincik
Auch heute wechselt das Wetter schnell, zwischen Sonne und Regen. So stellen wir uns das Wetter in Irland vor.
Das Womo ein paar Meter aus dem Seelein, nach vorne positionieren, kurz Wäsche waschen und schon geht es bei strahlendem Sonnenschein los auf die andere Seite der Stadt. Unterwegs zum Cay eingeladen, nachher mit Granatapfelkernen versorgt. Alois:" Man muss nur ein wenig in der Gegend rumlaufen und schon wird man von allen Seiten beschenkt."
Beim Hafen umrunden wir die Ausgrabungstätte der antiken Siedlung Kerendelis, eine der ältesten kilikischen Städte. Die Arbeiten sind noch lange nicht beendet, die Anlage umzäunt und noch nicht frei gegeben für Besucher. Aber auch von aussen ist sie gut einsehbar.
Auf dem Sonntagsmarkt decken wir uns mit Früchten und Gemüse ein und freuen uns, dass wir bereits allerorten mit "Hallo Schweizer" begrüsst werden.
Montag, 27. Oktober Aydincik
Nach einigem Nachfragen, erfahren wir den Weg zur Höhle. Zuerst geht es mit dem Rad 3 km Richtung Osten, stetig bergan. Danach auf der gut befestigten Strasse wieder 3 Km ziemlich steil hinunter zum Meer.
Hundert Meter über dem Meeresspiegel, heisst es erstmal warten. Danach ein Formular ausfüllen.
130 Treppenstufen hinunter und hinein in die Höhle. Der Führer zieht sich beim Eintreten das T-Shirt aus. Wir wissen schnell warum. Es ist extrem heiss und feucht im im Fels. Wiederum geht es insgesamt 400 Treppenstufen in die Tiefe. Ein riesiger Saal mit einem absolut klaren See. Wir kommen nicht aus dem Staunen raus. Einfach Wahnsinn. So eine eindrückliche Höhle haben wir noch nie gesehen, und ihr könnt uns glauben, wir haben schon viele gesehen. Fledermäuse hängen an den Felsen oder fliegen rum.
Völlig ausser Atem und total nassgeschwitzt sind wir erstmal wieder beim Rad. Unsere E-Bikes werden bewundert. " Wollt ihr nicht Taxidienst für uns machen?" " Nee, ich bin froh, wenn ich mein eigenes Gewicht an die Hauptstrasse hoch bringe!"
Beim Camper zuerst ins Meer und dann Beine hoch und ausruhen. Ein unvergesslich toller Tag, unsere Knochen und Muskeln werden wohl morgen noch was davon haben. Die sportliche Leistung reicht mindestens für Woche.
Dienstag, 28. Oktober Aydincik - Camping Paradies Anamur
Abschied von " unserer" Bucht. Anscheinend hat eine Kaffeehausbesitzerin im Dorf, bei der Gemeinde bereits einen Antrag gestellt, dort einen Campingplatz zu erstellen. Mal sehen, ob wir bei unseren nächsten Reise in die Türkei, die kleine Bucht noch als solche erkennen.
Der wohl schönste Teil der türkischen Riviera liegt vor uns. Die Strasse ist steil, Gefälle und Steigungen mit 15%. Bei Nässe wäre dessen Bewältigung für uns ein Ding der Unmöglichkeit. Heute ist die Strasse trocken.
Wir durchfahren das Gebiet der Bananen. Ueberall am Strassenrand kann man sie käuflich erwerben. Leider sind die Plantagen fast alle unter Plastik.
Wir haben Bekannte aus Marokko, virtuell auf ihrer Reise durch den Iran begleitet. Gestern haben sie uns überholt und stehen jetzt auf dem Camping Paradies in Anamur. Da wollen wir unbedingt hin um sie zu treffen.
Nun haben wir den westlichsten, den nördlichsten, den östlichsten und den südlichsten Punkt des
Festlandes der Türkei " erfahren".
Herzliche Begrüssung und erste Neuigkeiten werden ausgetauscht. Für uns geht es dann erstmal in das 7 km entfernte Anamur. Eine neue Brille muss her, möchte nicht ständig mit der von Fielmann eingeschliffenen Sonnenbrille fernsehen. Dank dem Uebersetzungsprogramm auf seinem Compi, verstehen wir uns blendend. Eine Stunde später bin ich für 65 Euro, stolze Besitzerin einer entspiegelten und nach meinem Rezept für die Ferne perfekt eingeschliffenen Brille. Zum Lesen und Schreiben tut es ja meine Lesebrille.
Monika, Peter, Redine und Jan-Habbo erzählen uns bei Kaffee und Kuchen, den Redine gebacken hat, begeistert von ihren Erlebnissen im Iran. Ein tolles Land, herrliche Landschaften, viele Kulturschätze, mit fast nur herzlichen, gastfreundlichen und sehr am Fremden interessierten Menschen. In weinseliger Stimmung beschliessen wir den unterhaltsamen Nachmittag.
Mittwoch, 29. Oktober Anamur
Alois ist heute schwer beschäftigt. Er hilft gerne bei der Olivenernte. " Das sieht von Weitem so einfach aus, ist es aber nicht. Es ist ein echter Chrampf." Die Teepause darf natürlich nicht fehlen.
Ich will im Wassergraben der Festung die Schildkröten fotografieren. Der Museumschef zeigt mir das Plätzchen wo sie sich sonnen. Beim Cay bewundere ich die zahlreichen Fotos, von der Burg und den Riesenschildkröten, die hier am Strand im Sommer ihre Eier in den Sand vergraben. Danach bekomme ich eine private Führung, durch die sehr gut erhaltene Marmure Kalesi, die eigentlich zurzeit geschlossen ist, da Restaurationsarbeiten im Gange sind.
Bereits die Römer errichteten hier eine Festung. Wechselten die Herrscher, wurde die Burg jeweils den neuen Gegebenheiten angepasst. Die Osmanen bauten im 16. Jhrd. mittendrin eine Moschee, die immer noch im Gebrauch ist. Während unseres Rundgangs ruft der Muezzin. Von einem etwas malträtierten Wunschbaum ( Hat zur Zeit ja keine Besucher) bekomme ich Samenkapseln als Talisman, die mir Glück bringen. Nachher darf ich mich noch ins Gästebuch eintragen. Herzlichen Dank war ganz toll!
Ich besuch noch kurz den alten Hammam und schon gibt es wieder Kaffee und Kuchen, den diesmal Monika gebacken hat. Mhmmmmmm....
Peter www.pumare.de gibt uns noch viele wertvolle Tipps für unsere Weiterreise durch die Türkei. Supi!
Ein Abschiedsessen im Restaurant, auf der anderen Strassenseite. Die osmanische Pfanne ist sehr gut, wenn auch etwas klein für 6 Personen.
Donnerstag, 30. Oktober Anamur
Ojehhh, in der Nacht und am Morgen regnet es. Wir sitzen mit unserem Womo jetzt schon fest. Kein Problem, Kies streuen, gemeinsam schieben und schon stehen wir auf festem Gelände.
Frühmorgens fällt der Campingbesitzer von der Leiter und muss sich seinen Ellenbogen ärztlich behandeln lassen. Er wollte nur noch schnell den Rest erledigen!
Peter, Monika, Redine und Jan-Habbo fahren weiter nach Alanya. Wir bleiben und warten bis sich das Wetter bessert.
Den Camper stellen wir ganz nach vorne und mit viel Geduld haben wir auch wieder Satellitenempfang.
Kaum stehen wir richtig, wird Alois eingespannt.
Freitag, 31.Oktober Anamur
Was schreib ich denn heut?
Putzen und waschen bei schönstem Wetter ist als Thema nicht wirklich interessant.
Also mal was über die Essgewohnheiten: Die Menschen in der Türkei essen sehr gesund. Viel frisch zubereitetes Gemüse, Salat, Reis, wenig Fleisch und immer Brot. Getrunken wird vorallem Wasser und das Nationalgetränk Ayran, ein leicht gesalzenes Joghurtgetränk, das eigentlich aufgeschäumt werden sollte, aber heutzutage meistens direkt aus dem Becher getrunken wird. Der Cay (gesüsster Schwarztee), darf natürlich auch nie fehlen. An manchen Tagen werden wir mehrfach zu einem Glässchen des selben eingeladen.
Das Mittagessen nehmen wir meistens in einem Lokanta ein, kleine Esslokale, die normalerweise 1 bis 3 Menüs anbieten. Am Abend kochen wir selber. Gemüse, Fleisch und Salat. Wären da nicht die Schokolode, gezuckerten Mandeln und feinen Baklava, würden wir uns also sehr gesund ernähren und wären wohl schon ganz abgemagert.
Samstag, 1. November Anamur
Hier am südlichsten Punkt der Türkei könnte man gut überwintern, meint der Campingplatzbesitzer.
Es ist wirklich traumhaft. Die liebevoll gestaltete Anlage mit der paradiesisch blühenden Bepflanzung und der betörende Duft des Jasmin. Das im Moment immer noch herrlich warme Meer. Die Festung gleich neben dem Platz. Internet, Satellitenempfang und warme Duschen.
Alois hätte immer was zu tun auf dem Platz, Langeweile käme nicht auf.
Läge die Stadt nicht in 7 km Entfernung. Bei diesem guten Wetter ist dies ja kein Problem, aber bei Regen, und wäre da nicht das albtraumhafte ewige Gezeter des 75 jährigen Campingplatzbesitzers mit seiner um 25 Jahre jüngeren Frau. Nichts macht sie recht, obwohl sie den ganzen Tag mit den verschiedensten Arbeiten eingedeckt wird. Der Herr des Hauses bequemt sich nur Hand anzulegen, wenn Alois sich dazugesellt um seiner Frau helfen. Nebst vielen Oliven- und Dattelbäumen besitzen sie Bienenstöcke, Hunde und Katzen die ebenfalls zum Aufgabenbereich der Lady gehören, ganz zu schweigen vom Unterhalt des Campingplatzes.
Also geht es morgen weiter