Samstag, 7. März Ioannina – Ksamil (Albanien)
Wir verabschieden uns von Ioannina und unseren bulgarischen Kollegen mit ihren Familien, die den Parkplatz in ihren Kleinbussen mit uns geteilt haben und fahren die 50 km durchs Hinterland an die albanische Grenze.
Nach fünf Minuten sind die Grenzen passiert und wir werden mit Hallo! Wo wollt ihr hin? Können wir euch helfen?; in gutem Englisch von allen Seiten begrüsst. „ Danke, geht schon, wir wollen nach Saranda.“ „ Da ist es wunderschön, viel Vergnügen und schöne Ferien.“
Wir sind im Land des Mercedes. Vor 10 Jahren, als wir zum ersten Mal ein kleines Stück Albanien gesehen haben, waren es ebenfalls schon Mercedesse, die das Strassenbild geprägt haben, aber heute oder hier sind es ganz neue Modelle. Die Strasse über den 570m hohen Pass ist erstaunlich gut. Entlang des Weges alle paar Meter kleine Bunker. Saranda ein kleines Nizza. Hotel an Hotel. Promenaden und viele gut gekleidete Menschen unterwegs.
Hier scheint es keinen Stellplatz für uns zu geben, also der Küste entlang, wieder Richtung Griechenland nach Ksamil. Auch hier wird aufgerüstet. Ein schöner Ferienort, nur ein Katzensprung von Korfu entfernt. Wir sind nun im Besitz von 30‘000 Lek, was 210 Euro entspricht. Im Kaffee bekommen wir wunderbaren Cappuccino, liegt das etwa daran, dass Italien direkt auf der anderen Seite des Meeres liegt?
Wir stellen uns neben ein noch geschlossenes Restaurant und bekommen schnell Besuch von jungen Leuten, die uns Strom anbieten. „ Brauchen wir nicht, Danke vielmals.“ Sie erklären uns, dass im Sommer ganz schön was los ist hier, aber jetzt ist halt alles noch ruhig.“
Es kommen noch andere vorbei, irgendwie scheinen wir eine Sensation zu sein. Wir hören heute zum ersten Mal nach fast 3 Monaten, den Muezzin rufen, bevor wir herrlich und ungestört schlafen.
Sonntag, 8. März Ksamil – Dhemir
Nicht umsonst heisst dieses Küstengebiet die albanische Riviera.
Nach einem Kurzbesuch in Saranda fahren wir nach Norden. Vlore ist unser nächstes Ziel. Rauf und runter, rechts die Schneeberge, links meistens die Küste, mit Klippen und Sandstränden, geht es kurvenreich auf der gut ausgebauten Strasse durch Dörflein, mit zum Teil ärmlichen, aber auch villenähnlichen Behausungen. Ausserhalb der Dörfer an den Hängen kleben auch viele Blechhütten. Wir werden gegrüsst, uns wird gewinkt, die Daumen gehen nach oben. Kühe spazieren mitten durch die Städte, Esel queren unseren Weg, Schafe und Ziegen all überall. In Dhemir möchten wir nicht mehr weiter und fahren runter ans Meer, stellen uns für die Nacht an den Strand, wo wir wieder eine ruhige Nacht verbringen.
Montag, 9. März Dhemir – Vlore
Am Morgen geht es innert kürzester Zeit, äh Strecke, auf 1000 m Höhe. Der Motor kommt ganz schön ins Schwitzen und wir den Schneebergen ganz schön nah. Durch den dicht bewaldeten Nationalpark fahren wir wieder steil und kurvenreich runter. Würde es regnen, hätten wir wohl keine Chance, dieses Strassenstück zu schaffen. So geht alles gut.
Auch Vlore ist sehr modern und sehr belebt. Alois:“ Nach Griechenland, ein Kulturschock.“ Viele junge, schicke Leute unterwegs. Anscheinend gibt es hier auch eine Universität. Alles grosszügig angelegt. Die Kilometerlange Promenade ist noch nicht fertig. Es werden lastwagenweise Kies und Sand ran gekarrt. Wir fragen zwei Polizisten, wo es hier einen Platz zum Uebernachten gibt. Sie verstehen unser Anliegen nicht, sofort ist ein Mann zur Stelle, der uns erklärt, wir sollen doch einfach bei einem Hotel fragen. Wir finden ein Restaurant, direkt am Meer, essen lecker Fisch und haben somit einen Schlafplatz. Das Tor wird geschlossen und der Wächter dreht die ganze Nacht seine Runden.
Dienstag, 10. März Vlore - Dürres
Keine Berge mehr. Flaches Land, Lagunen, Salzgewinnung, Sumpf, Fabriken, Autobahn, irgendwie nicht sehr schön.
Zum Glück gibt es noch Apollonia, die grösste römische Ausgrabung in Albanien, entdeckt 1935 von einem französischen Archäologen. Um dahin zu gelangen, müssen wir zuerst einmal Fier schadlos durchqueren. Alois ist die Ruhe selbst.
Nach der Besichtigung geraten wir seit langem wieder mal in einen Stau. Die Albaner sind nicht mit Geduld gesegnet und bald ist kreuz und quer alles verstopft, was die Sache auch nicht unbedingt beschleunigt.
Dürres die Hafenstadt ist wie alles in Albanien auch sehr zwiegespalten. Sehr modern, sehr verwahrlost, sehr reich und sehr arm.
Ich:"Ein Campingplatz wäre ja wirklich wieder mal schön. Warme Duschen, Strom zum versauen, einfach Komfort." Alois:" Wir sind in Albanien, ich kann dir zwar ein Platz in der ersten Reihe bieten, aber halt mit unserem eigenem Komfort. Schau hier haben wir im Camper sogar Internet vom Restaurant nebenan. Was willste mehr?" " Schon gut, ich bin ja zufrieden."
Mittwoch und Donnerstag 11./12. März Tirana
In Tirana gibt es einen Stellplatz beim Hotel Baron. Also auf zur Hauptstadt. Florian empfängt uns in perfektem Deutsch, da er in Tübingen als offizieller Uebersetzer tätig ist. Strom, Ver-, und Entsorgung, Toiletten und Duschen, Wifi alles vorhanden.
Nach der Dusche fahren wir mit dem öffentlichen Bus ins Zentrum. Die Innenstadt ist erstaunlich sauber. Kulturell gibt es nicht viel zu sehen. Der Skanderberg-Platz mit seinem Monument, das Nationalmuseum, der "Big Ben", die Moschee, der breite Boulevard, die Pyramide, die Friedensglocke, der City Tower mit seinem Drehrestaurant. Viele Autos, viele Menschen, viele Läden, viele Restaurants,viele Plastiksammler, viele einfache Marktstände, grosse Bankpaläste, das Sportstadion, viele Botschaften. Ein Fernsehsender möchte uns befragen. " Was haltet ihr von unserer Regierung?" " Keine Ahnung, wir sind Touristen, die Albaner sind nett und das Land ist schön." " Ok, schöne Ferien."
Am zweiten Tag nehmen wir ein Taxi zur Gondelbahn auf den Hausberg von Tirana. Der Driver spricht italienisch. Während des Kommunismus gab es nur Rai uno und Rai due als ausländische Sender, so habe er italienisch gelernt. Ansonsten gab es gar nichts, ausser Hunger. Aber auch jetzt gehe es den meisten Menschen noch immer schlecht. Darum gebe es heute in Tirana auch eine Manifestation der Opposition. Florian vom Hotel Baron erklärt uns später, dass die Demonstration stattfände, weil nun alle Strom zahlen sollen und das rückwirkend. Die letzten 20 Jahre hätten nur etwa 30% der Tiraner ihre Stromrechnungen bezahlt. Geld dafür hätten die Menschen aber nicht und so gehen sie halt auf die Strasse. Die Demonstration verlief friedlich.
2004 wurde hier die erste Gondelbahn Albaniens gebaut. Anscheinend ist sie die längste im ganzen Balkan. Auf dem Dajti stehen wir dann tatsächlich im Schnee. Hier im 3300 Hektar grossen Nationalpark soll es Wölfe, Bären und Wildschweine geben.
Zurück geht es dann mit dem Bus. Wir verpassen unsere Haltestelle und fahren bis zur Endstation am grossen Einkaufszentrum, Bleiben sitzen und erklären dem Billetverkäufer, dass wir zum Hotel Baron wollen. Der Buschauffeur hält genau vor dem Hotel und lässt uns aussteigen. " Danke und Tschüss."
Freitag, 13. März Tirana - Shkoder
Wir fahren weiter Richtung Norden zur Festung Kruja. Souvenirshops und Restaurants entlang des Weges. Die Anlage ist bestens gepflegt. Bereits im 4. Jahrhundert wurde die Burg bewohnt und im 12. Jhrd. mit Mauern umgeben.
Noch ein Abstecher zur heiligen Grotte des Antonius von Padua. Das Kloster bei Lac, hat die einmalige Besonderheit, dass es ein Wahlfahrtsort für alle Religionen ist. Am 13. Juni jedes Jahres treffen sich hier bis zu einer Million Pilger. Ueberhaupt sind die Albaner, denen die Reliogionsausübung während des Komunismus total verboten war, sehr tolerant gegenüber jeglicher Religion.
Ausserhalb von Shkoder, der Grenzstadt zu Montenegro, fahren wir zum Campingplatz direkt am gleichnamigen See, der laut Internet ab 1. März geöffnet hat. Alles ruhig. Ein Wächter öffnet das Tor und erklärt uns, dass wir eine Nacht gratis hierbleiben können, denn der Platz sei ansonsten noch geschlossen. Ist auch gut.